Brennende Herausforderung: nachhaltige Kochenergie für Ostafrika
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Wie in vielen Entwicklungsländern wird auch in Ostafrika nach wie vor meist mit Holz und Holzkohle gekocht – also mit lokal verfügbarer Biomasse. Dies auf einfachen Feuerstellen. Abholzung, Ressourcenknappheit und Atemwegserkrankungen erfordern jedoch dringend Alternativen. CDE-Forschende haben untersucht, was kurzfristig Verbesserungen bringen könnte.
Essen wird im ländlichen Ostafrika und in einkommensschwachen, städtischen Haushalten meist noch traditionell zubereitet: auf offenem Feuer, das mit lokal verfügbarer Biomasse gemacht wird. Also mit Holz, Holzkohle oder Reishülsen und Maiskolben ohne Korn, usw. Und an der traditionellen Art zu kochen, wird sich so schnell nichts ändern: Das für die Region vorausgesagte Bevölkerungswachstum von 40 Prozent in den kommenden 15 Jahren sowie Kostengründe lassen nicht viel Spielraum – bis dereinst nachhaltigere, wirtschaftliche und saubere Energiequellen zur Verfügung stehen.
Zahlreiche Herausforderungen
Bis dann braucht es aber zumindest Übergangslösungen. Denn zum absehbaren Mangel an lokal verfügbarer Biomasseenergie und zur Abholzung samt ihrer Folgen kommen die Kohlenstoff-Emissionen, die durchs Verbrennen entstehen. Und schliesslich ist da das wohl drängendste Problem: die menschliche Gesundheit. Die traditionellen Kochstellen verschmutzen mit ihrem Feinstaub und Kohlenmonoxid die Luft von Innenräumen derart, dass es häufig tödlich endet: Gemäss Weltgesundheitsorganisation WHO verzeichnet Kenia jährlich rund 14’000 und Tansania 18’000 solcher Todesfälle. Weltweit, so schätzt die WHO, sterben rund 4,3 Millionen Menschen infolge der so verursachten Atemwegserkrankungen – mehr als an Malaria, Tuberkulose und HIV/AIDS zusammen.
Szenarien für Übergangslösungen
Was also tun? Forschende des CDE und Projektpartner in Ostafrika haben in Tansania und Kenia untersucht, welche Alternativen es dort gibt, um mit lokal vorhandener Biomasseenergie sowie technologisch einfachen und wirtschaftlich tragbaren Lösungen die Kochsysteme zu verbessern. Dafür haben die Wissenschaftler mehrere Szenarien entwickelt und miteinander verglichen:
- 1. Weitermachen wie bisher (aktuelles System, 2015)
-
- 2. Zukunftsszenario
mit
-
- Förderung von einem Mix aus Biomassen: Verschiedene, lokal verfügbare Biomassen werden mit verbesserten Kochsystemen kombiniert und gezielt gefördert. Die nachhaltigsten Biomassen stammen aus folgenden Quellen:
- nachhaltig produziertem Holz
- Briketts aus landwirtschaftlichen Rückständen
- in Gebieten mit Viehwirtschaft: Biogas aus tierischem Dung
- Jatropha, einer buschartigen Ölpflanze, von der sich sowohl die Nüsse wie auch das daraus gepresste Öl als Energieträger verwenden lassen.
-
- 3. Zukunftsszenario
ohne
- Förderung von Bioenergie: Zwar stehen grundsätzlich derselbe Mix an Energieträgern sowie verbesserte Kochherde zur Verfügung. Doch werden diese Systeme nicht gefördert oder durch die lokale Gesetzgebung gar verhindert.
Die Nachfrage für Kochenergie wird in den Untersuchungsregionen bis 2030 um rund 40 Prozent zunehmen. Die Grafik zeigt die Anzahl Mahlzeiten (in Millionen), die heute und in Zukunft mit lokaler Biomasse gekocht werden können. Die rote Linie zeigt den vorhergesagten Bedarf an. Die beiden Szenarien für die Zukunft sind: a) mit Förderung von einem Mix aus verschiedenen Biomassen sowie verbesserten Kochsystemen, und b) ohne Förderung von Biomasse (Daten, R. Bär 2018; Grafik, C. Bader 2018)
Die Grafiken sind eine Weiterentwicklung von KatiRG’s block: d3js clickable stacked bar chart
Schlechteste Variante: Status quo
Die Resultate des Vergleichs zeigen: Ohne gezielte Förderung eines Mix’ aus verschiedenen Biomassen reichen die lokalen Ressourcen nicht aus, um die künftig nötige Anzahl Mahlzeiten zu kochen. Selbst das ist jedoch noch keine Garantie, dass sich der Bedarf decken lässt. Wobei leicht erkennbar ist: Nichts tun ist die schlechteste Variante.
Read the Policy Brief online:
Ehrensperger A, Wymann von Dach S, Bär R, Okoko A, Lannen A. 2018.
A Burning Challenge: Making Biomass Cooking Fuels Sustainable in East Africa. CDE Policy Brief, No. 13. Bern, Switzerland: CDE